Tschars hl. Martin

TSCHARS

Pfarrei zum hl. Martin

Dekan Mag. Christoph Wiesler
Klostergasse 2
39020 Tschars

Telefon: +39 0473 667168
E-Mail: pfarre.tschars@hotmail.com


      Pfarrbrief Kastelbell/Tschars

TSCHARS

Tschars, ein malerisches Dorf im Vinschgau auf 600 Metern Höhe, zählt etwa 900 Einwohner. Dieses Dorf zeichnet sich durch seine harmonische Mischung aus traditionellem Charme und modernem Komfort aus. Die Landwirtschaft, vor allem der Anbau von Äpfeln und Wein, ist ein wesentlicher Bestandteil des Wirtschaftslebens in Tschars. Die Bewohner schätzen die ruhige Lebensweise, die von der umgebenden Natur und den Jahreszeiten geprägt ist. Tschars ist nicht nur ein beliebter Ort für Besucher, sondern auch ein lebendiger Gemeinschaftsort, wo lokale Feste und Brauchtum gepflegt werden, was die starke Verbundenheit der Einwohner mit ihrer Heimat unterstreicht.

Pfarrkirche St. Martin

 

Der heilige Martin, Namensgeber der Kirche St. Martin in Tschars, war ein römischer Soldat, der später zum Bischof von Tours wurde und für seine Nächstenliebe bekannt war. Seine bekannteste Tat ist die Teilung seines Mantels mit einem Bettler, was als Symbol für Barmherzigkeit gilt. Martin starb am 8. November 397 und wird in vielen Ländern Europas als Schutzpatron verehrt. Das Patrozinium der Kirche St. Martin in Tschars wird am 11. November, dem Martinstag, gefeiert, der an sein Wirken und seine christlichen Tugenden erinnert.

Die Pfarrkirche St. Martin in Tschars, ein markantes architektonisches Wahrzeichen, steht majestätisch auf dem Murkegel vor dem Tscharser Sonnenberg. Ihre Fundamente liegen auf denen eines romanischen Vorgängerbaus. Zeugnisse älterer Bauphasen sind heute noch sichtbar, wie das an der Südwestecke vermauerte Wappen mit Löwenrelief und die Reste gotischer Fresken aus dem 14. Jahrhundert an der Westfassade.

Die heutige Gestalt der Kirche entstand als spätgotische Saalkirche und wurde 1518 fertiggestellt, wie eine Inschrift über dem großen Spitzbogenportal belegt. Dieses Portal, charakteristisch für die Region Vinschgau und gefertigt aus weißem Marmor, zeichnet sich durch seine reichen Verzierungen aus. Oswald Furter aus Latsch, der vermutliche Werkmeister, schuf auch das figürliche Relief über dem Portal, das den Kirchenpatron St. Martin darstellt, wie er seinen Mantel teilt.

Im dritten Viertel des 18. Jahrhunderts wurde der Innenraum der Kirche unter Pfarrer Andreas Petölli (1754-1773) barockisiert. Die Renovierung von 1884 brachte neue Farbglasfenster in den Altarraum, die Szenen mit den Heiligen Anna und Joachim, den Glaubensboten Korbinian und Valentin, dem Sterbepatron St. Josef und einem Schutzengel zeigen. Diese Fenster wurden 2013 sorgfältig restauriert.

Die Kirche selbst ist ein vierjochiger Saalbau, der äußerlich durch Strebepfeiler gegliedert ist und im Osten in ein eingezogenes Altarhaus mit dreiseitigem Schluss mündet. Der mächtige, über vier Geschosse reichende Turm auf quadratischem Grundriss wird durch geschweifte Giebelstücke zum fünften, achteckigen Turmgeschoss übergeleitet. Die Glockenstube im vierten Geschoss ist von allen Seiten offen und der Turm wird von einer eleganten roten Zwiebelhaube gekrönt.

Beim Betreten der Kirche gelangt man zunächst unter die zweigeschossige Empore, zu deren oberem Geschoss eine Außentreppe führt. Hier befindet sich die Orgel. Die Empore ruht auf kreuzgratgewölbten Jochen, die von Säulen und Wandkonsolen getragen werden. Im Zuge der Barockisierung wurden spätgotische Wandpfeiler zu Rundpfeilern umgearbeitet und Rippenprofile sowie Gurte abgeschlagen, um Platz für eine umfassende Gewölbedekoration mit Fresken zu schaffen. Diese wurden von Hieronymus Petöffi, dem Bruder des damaligen Pfarrers und Schüler von Paul Troger, ausgeführt.

Das beeindruckende Deckenfresko im Langhaus zeigt die Aufnahme des hl. Martin in den Himmel. Der sterbende Heilige ist umgeben von Gläubigen und Klerikern, während Engel ihn in ein Tuch gehüllt in den Himmel tragen, wo er von der Gottesmutter und der Heiligsten Dreifaltigkeit erwartet wird. Die Fresken in den Zwickeln des Gewölbes stellen die vier Evangelisten und die Apostelfürsten dar.

Der Altarraum ist durch ein Speisgitter aus Laaser Marmor und einen großen Triumphbogen vom Kirchenraum getrennt. Das zentrale Fresko im Altarraum zeigt die Traumvision des hl. Martin, in der ihm Christus im Mantelstück erscheint. Ein weiteres großes Fresko links im Altarraum stellt die Taufe des hl. Martin dar, und gegenüber ist eines seiner Wunder, die Erweckung eines Toten, abgebildet.

Der Hochaltar, datiert auf 1899 und gemalt von Heinrich Klubenschedl im nazarenischen Stil, zeigt die berühmte Szene der Mantelteilung des hl. Martin. Flankiert wird der Altar von Figuren der Pestpatrone, des hl. Rochus und des hl. Sebastian, sowie der Priesterheiligen Florinus von Matsch und Johannes Nepomuk.

Die beiden Seitenaltäre, schräg vor dem Triumphbogen stehend, sind ebenfalls von Bedeutung. Der nördliche Seitenaltar, eine spätmittelalterliche Altarstiftung der Familie von Schlandersperg, zeigt die Rosenkranzspende der Gottesmutter an den hl. Dominikus und die hl. Katharina von Siena. Der südliche Seitenaltar gehört zur Urbani-Bruderschaft und zeigt ein Werk aus dem Umkreis Paul Trogers.

Ergänzt wird das Interieur durch die Kanzel, Grabsteine, ein Gnadenbild der Madonna vom Guten Rat und eine Skulpturengruppe des hl. Martin mit dem Bettler. Ein Denkmal für die Kriegsopfer von Johann Brugger und zahlreiche Grabsteine auf dem Friedhof zeugen von der fortwährenden Bedeutung der Kirche in der Gemeinde.

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